Zwei ÖVV-Beach Volleyball Duos in Rio
Während Clemens Doppler und Alexander Horst nach einer hervorragenden Saison 2015 bereits frühzeitig mit der Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Rio planen konnten, war ein zweiter Herren-Startplatz bis vor kurzem noch ungewiss. Der Sieg beim CEV Beach Volleyball Continental Cup Finale in Stavanger ließ Österreichs Herren jubeln Xandi Huber und Robin Seidl wurden vom ÖVV nun offiziell nominiert. Bis die Medaillenkämpfe an der Copacabana starten, bleiben den beiden verantwortlichen Coaches Robert Nowotny und Helmut Voggenberger noch rund drei Wochen Vorbereitungszeit.
Doppler/Horst-Coach Nowotny: „Gibt keine leichten Gegner“
ÖVV: Im Fall Ihrer Schützlinge könnte man sagen, dass das lange Warten nach einer sehr gelungenen und frühzeitigen Olympia-Qualifikation endlich ein Ende hat. Mit der Auslosung am vergangenen Wochenende stehen die Vorrundengegner fest. Jetzt wird es ernst…
Nowotny: Die Auslosung hätte für uns zweifelsfrei auch etwas anders ausfallen können. Von einem leichten Los kann man sicher nicht sprechen. Andererseits sehe ich mit Ausnahme der mir unbekannten Tunesier keinen leichten Gegner im Turnier. Es spielen 23 Topteams, die sich im Grunde alle gegenseitig schlagen können.
Können Sie die Gegner kurz charakterisieren?
Über die Brasilianer Alison/Bruno Schmidt braucht man nicht viel zu sagen. Die Tatsache, dass sie die aktuellen Weltmeister und die Nummer eins der Weltrangliste sind, spricht Bände. Alison ist ein unglaublich guter Blockspieler. Dennoch haben Clemens und Alex in Porec gezeigt, was gegen die beiden möglich ist. Im Gegensatz zu Kroatien haben die beiden in Rio nun allerdings ihr eigenes Heimpublikum hinter sich. Im direkten Duell mit den Italienern Ranghieri und Carambula steht es derzeit 1:1. Ranghieri ist gleich wie Alison ein wahnsinnig guter Blockspieler und in der Wertung der besten Blockspieler bei jedem Turnier ganz weit vorne. Carambula ist durch seine Sky-Serves zu großem Ruhm gekommen. Die Tatsache, dass er einer der wenigen Linkshänder auf der Tour ist, macht ihn für alle zu einem ungewohnten Gegner. Der dritte Kontrahent kommt aus Kanada. Allerdings gibt es dort noch eine interne Qualifikation über den Startplatz. Ich rechne insgeheim mit dem nominell schlechter platziertem Duo Pedlow/O Gorman. Da ist jedenfalls noch Abwarten angesagt.
Wer die langwierigen Vorbereitungen kennt, weiß, dass Sie Stichwort Sand nichts dem Zufall überlassen haben. Gibt es noch weitere spezielle Maßnahmen?
Das Thema Sand spielt definitiv eine Rolle. In Porec ist die Sandbeschaffenheit (griffig/hart, Anm.) den beiden sicher entgegengekommen und war auch ein kleiner Teil des Erfolgs. An der Copacabana soll es für die beiden einfach so sein, dass sie sich am Sand sofort wie zuhause fühlen. Durch die vielen Trainings am „Olympischen Sand“ in Wien, sollten sie sich sofort gut zurechtfinden können. In Sachen Gegnervorbereitung haben wir schon in den letzten Tagen begonnen. Blockspieler wie Alison oder Ranghieri lassen sich nur leider schwer simulieren, denn solche Kaliber findet man nicht oft. Dafür haben wir jetzt einige Trainingseinheiten mit einem linkshändigen Spieler (Jörg Wutzl, Anm.) vereinbart. Außerdem bauen wir die Annahme von Sky-Serves verstärkt ins Training ein.
Clemens wird heuer 36 Jahre alt, Alex 34. Kommt Ihnen der spielfreie Tag nach jedem Match zu Gute?
Für die beiden ist es sicher kein Nachteil, wiewohl sie topfit sind und ein Spiel pro Tag kein großes Thema ist. Ich sehe es eher als Herausforderung, den spielfreien Tag gut zu nützen, um keinesfalls aus dem Rhythmus zu kommen. Trainiert wird also sicher. Sie sind es schließlich gewohnt, drei bis vier Tage jeweils zwei Matches zu spielen.
Kann man nach dem 2. Platz beim Porec Major von einer ansteigenden Formkurve sprechen?
Obwohl die Ergebnisse im Jahr 2016 auf den ersten Blick nicht so toll waren, war ich auch davor keinesfalls unzufrieden. Man muss wissen, dass wir extrem viele enge Matches knapp verloren haben und immer gesehen haben, dass nicht viel fehlt. In Porec war das Momentum endlich einmal auf unserer Seite und die beiden konnten die Unterstützung des tollen Publikums perfekt nützen.
Die beiden haben auch von Meetings mit einem psychologischen Betreuer gesprochen. Kam das genau zum richtigen Zeitpunkt?
Ich denke, dass es eher Zufall war, dass es direkt danach in Porec so gut geklappt hat. Entscheidend ist, dass die beiden es schaffen ruhig zu bleiben und ihre Ungeduld loswerden können. Sie sind beide aber sicher nicht die Typen, denen ein psychologischer Betreuer bestimmte Werkzeuge mitgeben kann.
Was bleibt bis Rio noch zu tun?
Rund um Klagenfurt und Rio stehen natürlich viele PR- und Sponsorentermine am Programm. Daneben gilt es viele Formalitäten abzuarbeiten. Für die beiden bedeutet das zum Beispiel auch eine zusätzliche sportmedizinische Untersuchung und einen Zahnarztbesuch. In sportlicher Hinsicht ist die aktuelle Woche eher ruhig. Danach widmen wir uns mehr und mehr den Gegnern und versuchen beim A1 Klagenfurt Major ein tolles Resultat zu erreichen. Spätestens am 1. August geht es nach Rio.
Huber/Seidl-Coach Voggenberger: „Müssen sich vor niemandem fürchten“
ÖVV: Sie betreuen Huber/Seidl erst seit wenigen Monaten. Mit der Qualifikation für Rio haben die beiden nun für den bislang größten Erfolg ihre Karriere gesorgt. Gibt es ein spezielles Erfolgsgeheimnis der Zusammenarbeit?
Voggenberger: Im Nachhinein ist man natürlich immer klüger. Ich würde sagen, dass die totale Ausrichtung auf das Turnier in Stavanger ein wesentlicher Erfolgsbaustein war. Wir haben genau gewusst, dass eine Qualifikation sicher nur über den Continental Cup möglich sein würde und uns in allen Bereichen voll darauf fokussiert. Genau das, was die beiden in Stavanger ausgezeichnet hat, war bis dahin nicht hundertprozentig vorhanden. Damit hat es auch mit den Resultaten nicht wirklich geklappt.
Und das wäre?
Die mentale Härte und die volle Konzentration. Was die beiden im gesamten Turnier an Konzentrationsleistung gezeigt haben, war unglaublich. Die Auslosung war alles andere als einfach. Gleich im ersten Duell mit Lettland haben sie einen großen Rückstand aufgeholt, danach gewonnen und damit das Ausscheiden vermieden. Das war aber nicht nur einmal der Fall. Sie haben in fünf Sätzen beachtliche Rückstände wettgemacht und sich durchgesetzt. Die Erlebnisse haben ihnen gewissermaßen die Augen geöffnet und gezeigt wozu sie in der Lage sind.
Am vergangenen Wochenende wurden in Gstaad die Vorrundengruppen für Rio ausgelost. Messen Sie den Namen nach den Erlebnissen von Stavanger überhaupt noch große Bedeutung bei?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die beiden sich vor niemandem fürchten müssen und auch in dieser Gruppe jeden schlagen können. Das Ziel ist der Aufstieg aus der Gruppe. Dazu muss man zumindest Dritter werden. Ich sehe die Spanier Herrera/Gavira, obwohl sie nominell hinter den US-Amerikanern Gibb/Patterson nur die Nummer Zwei der Gruppe sind, als unseren stärksten Gegner. Gegen die US-Boys haben die beiden vor kurzem zweimal ganz knapp mit 19:21 verloren. Die Qataris Jefferson/Cherif haben sie heuer mit 2:1 besiegt. Bei so einem Turnier wie in Rio, ist die mentale Komponente sicher nochmals höher einzuschätzen. Ich bin außerdem sicher, dass wir dank der umfangreichen Datenbank von Scout Martin Plessl genügend Wissen haben, um gegen jedes dieser Teams gute taktische Ansätze zu finden.
Die Olympischen Sommerspiele sind keinesfalls ein normales Turnier. Allein die Tatsache, dass zwischen den Matches immer ein Tag Pause bleibt, ist gewöhnungsbedürftig…
Wir werden diesen Zwei-Tages-Rhythmus jedenfalls simulieren. Auf der World Tour ist das ganz anders. Da sind zwei Spiele pro Tag eigentlich Standard. Wer sich weit nach vorne arbeitet, spielt in vier Tagen bis zu neun Matches.
Was steht bis zum Start der Olympischen Sommerspiele am Programm?
Wir fliegen am 31. Juli oder 1. August nach Rio. Direkt davor bestreiten die beiden natürlich das Heimturnier in Klagenfurt. Wir werden sicher auch noch das eine oder andere Training gemeinsam mit Doppler/Horst bestreiten. Neben der sportlichen Vorbereitung gilt es für Rio viele Formalitäten zu erledigen.
– STA