Potyka: „Viele am Erfolg beteiligt“

  • 30. Juni 2016

Der Sieg der österreichischen Herren beim CEV Beach Volleyball Continental Cup Finale in Stavanger sorgte am vergangenen Wochenende für große Aufsehen. Huber/Seidl und Kunert/Dressler setzten sich im Kampf um ein zweites ÖVV-Olympiaticket gegen 15 andere Nationen durch. Bei den Damen wahrt der vierte Platz die Chance auf einen Olympia-Startplatz. ÖVV-Vizepräsident Beach Volleyball Stefan Potyka schildert im Interview seine Eindrücke vom „Wunder von Stavanger“!

ÖVV: Gleich vorweg die Frage: Gab es Diskussionen über die Nominierung von Huber/Seidl für den Quotenplatz?
Potyka: Ich denke, dass natürlich auch Kunert/Dressler einen wesentlichen Teil zum Sieg beigetragen haben. Erfolgsgarant waren aber Xandi und Robin, die das Turnier mit genialen Leistungen ungeschlagen gewonnen haben. Man könnte auch sagen, dass sich nach vier Jahren der Kreis schließt. Damals haben Huber/Seidl gemeinsam mit Doppler/Horst beim Continental Cup Finale in Moskau ein ÖVV-Herren-Ticket für London erobert, Clemens und Alex haben danach den Vorzug bekommen. In der Gegenwart kommen Huber/Seidl zum Zug. Gut möglich, dass in vier Jahren Kunert/Dressler dran sind.

Ist der Continental Cup mittlerweile ein Lieblingsbewerb des ÖVV?
Grundsätzlich wäre es mir natürlich lieber, wenn wir uns diese Nervenschlachten ersparen und uns gleich mit jeweils zwei Duos über die Weltranglisten (Top 15, Anm.) qualifizieren könnten. Das ist mittlerweile aber enorm schwierig, insofern müssen wir die Kirche im Dorf lassen und alle anderen Möglichkeiten optimal ausnützen. Als Bewerb finde ich den Continental Cup extrem spannend und sehe ihn als große Bereicherung. Nicht ohne Grund werden ständig Vergleiche mit dem Tennis Daviscup angestellt. Der Teamgeist steht im Vordergrund und man tritt gemeinsam für Österreich an. Uns liegt der Bewerb offensichtlich, immerhin haben wir jetzt zum zweiten Mal ein Ticket erobert. Hoffentlich gelingt den Damen beim Continental Cup Weltfinale in Sotschi kommende Woche der nächste große Erfolg (zwei Olympia-Startplätze werden ausgespielt, Anm.).

Dazu passt auch, dass sie den Continental Cup stets als wichtigen Bewerb beworben haben…
Wir haben immer gesagt, dass ein Spitzenteam allein hinsichtlich der Olympia-Qualifikation ein großes Risiko darstellt und wir daher speziell in Bezug auf den Continental auch ein starkes zweites und drittes Team brauchen. Gegenüber den Förderstellen war stets viel Überzeugungsarbeit gefragt. Letztlich sieht man aber, dass wir recht behalten haben. Durch die finanzielle Unterstützung konnten wir uns vor allem im Trainerbereich, damit meine ich auch das Thema Spielbeobachtung und Statistik, breiter aufstellen und die Teams besser betreuen. Da muss man ein großes Dankeschön aussprechen und klar festhalten, dass dieser Erfolg viele Väter und Mütter hat.

Kommen wir nochmals auf die Entstehungsgeschichte, das Finale in Stavanger, zurück. Der Turnierverlauf war mehr als spannend…
Ich würde sagen, dass das Achtel- und Halbfinale gegen Lettland bzw. Russland die größten Knackpunkte waren. Im Entscheidungsspiel gegen Lettland im Achtelfinale haben Huber/Seidl mehrere Matchbälle abgewehrt und anschließend den Tie-Break knapp gewonnen. Gegen körperlich weitaus überlegene Russen haben sich die beiden im Entscheidungsspiel nach einem Satzverlust ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen lassen und im zweiten Satz bzw. Tie-Break in der Abwehr und am Block unglaublich gut gespielt. Im Entscheidungsspiel gegen Belgien im Finale hatte ich dagegen von Beginn an ein gutes Gefühl. Die beiden haben phänomenal gespielt und sich kaum Schwankungen erlaubt. Einmal mehr möchte ich aber betonen, dass Kunert/Dressler eine tolle Unterstützung waren. Im Viertelfinale haben sie Huber/Seidl mit ihrem Sieg gegen die türkische Einserpaarung ein zusätzliches Match erspart. Im Finale haben sie den Belgiern ebenfalls alles abverlangt, einen Satz gewonnen und ihnen damit einige Kraftreserven geraubt, die gegen Xandi und Robin womöglich gefehlt haben.

Wie beurteilen sie das Abschneiden der Damen?
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Hoffnungen für die Damen vor dem Turnier größer als für die Herren waren. Gleichzeitig sehe ich den vierten Platz und die daraus entstandene zusätzliche Qualifikationsmöglichkeit in Sotschi als sehr positiv. Ich würde meinen, dass im Turnierverlauf vieles sehr gut gelaufen ist und die Leistungen eindeutig besser geworden sind. Das Achtel- und Viertelfinale gegen Griechenland bzw. Frankreich haben Schützenhöfer/Plesiutschnig und Hansel/Schwaiger jeweils mit 2:0 für sich entschieden. Da muss man vor allem Kathi und Lena großes Lob aussprechen, die jeweils die Einserpaarung der Gegnerinnen geschlagen haben. Das Halbfinale gegen die Ukraine stand auf Messers Schneide. Da war von einem 2:0- bis zu einer 0:2-Niederlage alles möglich. Letztlich ist das Entscheidungsspiel knapp zu Gunsten der Ukraine ausgegangen. Gegen die Tschechische Republik war schon klar, dass eine Niederlage nichts am Aufstieg ins Weltfinale ändern würde.

Das angesprochene Weltfinale in Sotschi steht bereits kommende Woche (6.-10.7.) an. Wie wird gespielt?
Insgesamt zwölf Nationen bestreiten zunächst eine Vorrunde in zwei Sechsergruppen. Die starken Russinnen sollten nicht mit uns in der Gruppen sein. Das könnte schon mal ein Vorteil sein. Nach der Vorrunde spielen die beiden Gruppenzweiten und -Dritten Kreuzspiele. Die Sieger treffen im Anschluss auf die beiden Gruppensieger und kämpfen um die beiden letzten Olympiatickets. Für zusätzliche Brisanz sorgt der Umstand, dass im Gegensatz zum CEV Continental Cup kein Entscheidungsspiel, sondern nur ein Golden Set bis 15 Punkte gespielt wird. Da braucht man schon starke Nerven!

Wie beurteilen sie die Ausgangslage?
Ich sehe bei beiden Teams eine positive Entwicklung. Die jüngsten Leistungen haben gezeigt, dass Angst überhaupt nicht angebracht ist. Beide Duos können dort jeden Gegner schlagen und sich damit mental auch gegenseitig entlasten.Wie in Stavanger setzt der ÖVV auf den Wohlfühlfaktor und unternimmt alles, um die Teams bestmöglich zu begleiten. Das Herren-Olympiaticket von Moskau vor vier Jahren sehen wir zusätzlich als gutes Omen. Bis zur Abreise am Montag hoffe ich noch auf gute Leistungen beim Porec Major. Die erfolgreiche Qualifikation von Kathi und Lena war ein sehr gutes Zeichen. Ein gutes Turnier in Porec wäre jedenfalls die beste Vorbereitung. – STA