ÖVV Sportdirektor Beachvolleyball Nik Berger im Interview: „Gibt kaum spannenderen Moment“

  • 7. Dezember 2017

Nik Berger bekleidet im ÖVV seit kurzem die neu geschaffene Funktion des „Sportdirektor Beachvolleyball“ und ist im Verband für die Koordination der sport- und marketingspezifischen Agenden von Beachvolleyball verantwortlich. Wir befragten den 43-jährige zu seinem Amtsantritt!

 

ÖVV: Die ersten Arbeitstage für den ÖVV liegen bereits hinter Ihnen. Was waren die großen Beweggründe für die Bewerbung?

Berger: Ich denke es gibt kaum einen spannenderen Moment als jetzt für diesen Job. Einerseits herrscht nach der WM in Wien und der Silbermedaille von Doppler/Horst eine echte Aufbruchsstimmung. Andererseits gibt es jetzt neue Möglichkeiten um in der Ausbildung der kommenden Generation früher anzusetzen. Da entsteht ein großes Potential Beachvolleyball gemeinsam mit Hallenvolleyball zu positionieren und noch viel mehr Kinder und Jugendliche für den Sport zu gewinnen. Durch meine Arbeit als Sportdirektor habe ich jetzt die Chance, selbst Dinge zu initiieren und aktiv zu gestalten. Das ist eine tolle Herausforderung, der ich mich unbedingt stellen wollte!

Beginnen wir bei der Nachwuchsarbeit. Welche Ideen gibt es bzw. was sind die neuen Möglichkeiten, die Sie angesprochen haben?

Auf europäischer Ebene wurde vor einem Jahr die Stichtage für die Nachwuchs-Europameisterschaften geändert (verjüngt, Anm.), sodass die nationalen Verbände, so auch der ÖVV, darauf reagieren mussten und nunmehr früher mit Sichtungen bzw. mit der Betreuung der Auswahlen beginnt. Seit Donnerstag sind im Landessportzentrum VIVA in Steinbrunn auf Empfehlung der Landesverbände 24 Mädchen (1.1.2004) und Burschen (1.1.2003) versammelt und werden von einem TrainerInnenteam erstmals beobachtet. Mit Robert Nowotny (Burschen) und Alex Prietzel (Mädchen) sind auch zwei Trainer der ÖVV Beachvolleyball Nationalteams dabei und werden damit direkt sehen, welche bekannten Talente es in Österreich gibt. Mein Zugang ist, dass wir in diesem jungem Alter und auch später viel mehr eine duale Ausbildung, d.h. Hallen- und Beachvolleyball, anstreben müssen. Wenn es die Möglichkeiten gibt, spricht doch nichts dagegen, dass die Kinder zum Beispiel am Vormittag in der Halle und am Nachmittag eine Beachvolleyball Einheit absolvieren. Oder dass es im Winter einen großen Lehrgang in der Halle und im Sommer einen großen am Sand gibt. Auf diese Weise können wir auch mehr Jugendliche ansprechen, die uns sonst vielleicht verborgen bleiben würden.

Grundsätzlich werden die Nachwuchsspielerinnen aber auf zuerst auf Landesebene gesichtet und betreut. Wie kann der ÖVV hier unterstützend eingreifen?

Unterstützung ist das richtige Wort! Der ÖVV kann natürlich nicht selbst die wichtige Arbeit der Landesverbände übernehmen. Ich denke aber, dass viele für eine Hilfe, d.h. vor allem im Trainerbereich, sehr dankbar wären und diese auch in Anspruch nehmen würden. Meine Aufgabe wird es, in die Bundesländer zu fahren, dort mit den Verbänden und Vereinen zu sprechen und auszuloten, wo wir unterstützen können bzw. wo es Bereitschaft für eine verstärkte Kooperation, eben auch im Beachvolleyball, gibt. Eine Idee wäre zum Beispiel, dass wir einen „Trainerpool“ installieren, aus dessen Kreis jemand regelmäßig in die Bundesländer fährt und dort unterstützt! Aktuell läuft gerade die erste Beachvolleyball A-Trainer Ausbildung in Österreich. Ich bin sicher, dass dort zum Beispiel einige Personen dabei sind, die sich für solche Aufgaben interessieren und dann auch das entsprechende Know-How mitbringen würden.

Als weiteres wichtiges Ziel wurde das Etablieren einer neuen nationalen Tour ausgegeben. Wie ist der aktuelle Stand?

Grundsätzlich sind wir froh, dass es einige Turniere gibt, die tolle Events machen. Als Verband wäre es natürlich super, wenn wir daraus eine Tour kreieren könnten, die gewissermaßen eine selbstständige Marke ist und sich auch dementsprechend verkaufen lässt. Solange der ÖVV den Veranstaltern keinen richtigen Mehrwert bieten kann, ist es natürlich verständlich, dass die Veranstalter skeptisch sind. Der wichtigste Punkt ist derzeit also, dass es uns gelingt, Partner ins Boot zu holen, sodass wir den Veranstaltern auch eine attraktive Gegenleistung bieten können. Wir haben bereits viele Gespräche geführt und ich denke, dass dieses Vorhaben gelingen wird. Unser großes Ziel wäre, dass es mittelfristig in jedem Bundesland einen Pro-Tour-Stopp gibt. Präsident Gernot Leitner hat davon gesprochen, dass er besonders die Seengebiete in Österreich ansprechen will. Was am Attersee oder am Neusiedlersee schon gelingt, könnte in Zukunft auch wieder am Wörthersee klappen.

Warum ist für Sie eine nationale Tour überhaupt so wichtig?

Ich denke, dass es für viele aktuelle, aber auch zukünftige SpielerInnen einfach eine notwendige Plattform ist, um sich sportlich zu messen und sich gleichzeitig medial und für Sponsoren zu präsentieren. Insbesondere für jene SpielerInnen, die noch nicht zu den Nationalteams zählen, sondern erst am Weg dazu sind, braucht es das, um sich entwickeln zu können und mittelfristig in die Fußstapfen von Doppler und Horst treten zu können.

Vor vielen Jahren hat es auch eine österreichweite Tour für Jugendliche gegeben. Jetzt ist diese Idee wieder aufgekommen…

Uns schwebt vor, dass man im Vorfeld der Pro-Tour an den dortigen Standorten auch ein Nachwuchsturnier ausrichtet. Zum Beispiel am Wochenende davor. Auch für die Jugendlichen ist es wichtig, dass sie in einem hochwertigen Vergleich stehen und gut organisierte Turniere spielen können. Die damalige Nachwuchs-Tour hat vielen der heutigen bzw. mittlerweile ehemaligen SpielerInnen als Sprungbrett gedient und war aufgrund der tollen Organisation sehr beliebt. Alles dreht sich darum, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, die möglichst viele Jugendliche dazu animieren Beachvolleyball zu spielen. Wenn sie den Traum „Beachvolleyball-Profi“ in sich haben, müssen wir sie optimal begleiten und am Weg nach oben unterstützen.