ÖVV-Sportdirektor Beach Volleyball Berger: „Traue allen Nationalteams die Top 10 zu“

  • 30. Juli 2018

Rechtzeitig vor dem Start des rotweißroten Beachvolleyball-Highlight des Jahres, dem A1 Major Vienna presented by Swatch, sprachen wir mit ÖVV-Sportdirektor Beach Volleyball Nik Berger. Im Interview nimmt der zweimalige Olympia-Teilnehmer zur aktuellen sportlichen Situation der ÖVV-Duos Stellung, spricht über die neugestaltete Austrian Beach Volleyball Tour und verrät seine Eindrücke von erstem dualen Sommercamp des ÖVV.

ÖVV: Das sportliche Highlight des Jahres 2018 steht unmittelbar bevor. Wie fällt aus Ihrer Sicht die bisherige Bilanz der ÖVV-Duos aus?
Berger: Ich denke, dass viele Teams bereits eine sehr anspruchsvolle Saison hinter sich haben. Durch das neue Turniersystem der FIVB (1* bis 5*) gibt es viel mehr Turniere, die jetzt noch mehr als früher über die ganze Welt verstreut sind. Die Teams nehmen die vielen und langen Reisen im Kampf um wichtige Weltranglistenpunkte in Kauf. Aus ÖVV-Sicht sind wir über die vielen Medaillen extrem happy. Egal ob 1* oder 5* Turnier – gewinnen muss man erst einmal.

Dennoch hat es bei den Herren vor kurzem einige neue Team-Zusammenstellungen gegeben. Wie passt das zusammen?
Knapp zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Tokio haben wir natürlich schon die Qualifikation im Auge. Bei den Herren haben wir zuletzt zweimal (2012, 2016, Anm.) über den Continental Cup ein Ticket geholt. Wir haben aktuell bei den Herren hinter Doppler/Horst eine relativ hohe Dichte an Topspielern. Verschiedene Konstellationen bringen viele Erfahrungen, die hinsichtlich des Continental Cups einmal mehr extrem wichtig sein können. Wenn man die jüngsten Ergebnisse der neuformierten Duos (Seidl/Waller 1. Tokio, Huber/Dressler 2. Agadir, Anm.) heranzieht und weiß, dass die Teams auch schon in anderen Zusammensetzungen für Top-Resultate gesorgt haben, ist das eine sehr gute Basis für die 2019 beginnende Qualifikation.

Betrachtet man die aktuelle Weltrangliste, könnte man behaupten, dass mit der Weltspitze derzeit aber nur Doppler/Horst (#8, Anm.) mithalten können…
Das würde ich so nicht sagen. Doppler/Horst gelingt es besser als den anderen Teams konstante Spitzenleistungen abzuliefern und sich zum Großteil in den Top 10 zu platzieren. In Wien wird ihnen jetzt hoffentlich auch der Knopf in Richtung der Top 5 aufgehen. Bei den anderen Duos geht es vor allem um Stabilität. Jedes der Teams hat schon favorisierte Top-Gegner geschlagen und für Aufsehen gesorgt. Das waren zumeist aber nur einzelne Spiele oder Turniere. Da gilt es den Hebel anzusetzen und die Leistungen zu stabilisieren. Die aktuellen Ergebnisse und die Altersstruktur stimmen uns positiv, dass wir auf einem guten Weg sind!

Das heißt, dass Sie den ÖVV-Duos auch in Wien einiges zutrauen?
Absolut! Der Aufstieg aus der Gruppenphase muss mit der Hilfe des Publikums für alle Top Teams Duos drinnen sein. Für Doppler/Horst als Vize-Weltmeister können trotz der enormen Dichte ohnehin nur die Top 5 der Anspruch sein. Für alle weiteren Duos sind die Top 10 ebenfalls in Reichweite. Ich bin außerdem schon extrem gespannt, wie sich die drei Herren-Duos in der Qualifikation schlagen werden. Daraus, wie sich die Teams vor heimischem Publikum, also in einer großen Drucksituation, bewähren, kann man denke ich einiges für die Zukunft, insbesondere den Continental Cup, schlussfolgern.

Bei den Damen ist die Lage derzeit etwas schwieriger…
Schützenhöfer/Plesiutschnig haben ihre Position als Nummer 1 mit einer starken ersten Saisonhälfte klar bestätigt. Sie haben einerseits sehr gute Ergebnisse eingefahren, sich andererseits aber auch spielerisch augenscheinlich verbessert. Zuletzt hat es bei den beiden zwar nicht so super geklappt. Das beste Publikum der Welt wird aber hinter ihnen stehen wie eine 3. Person, damit sie mit dem gewissen Extra wieder zur Hochleistung auflaufen. Insgesamt betrachtet, fehlt bei den Damen aber derzeit mit Sicherheit eine mit den Herren vergleichbare Dichte. Da gilt es rasch den Hebel anzusetzen und in den Unterbau zu investieren.

Mit dem ersten „Dualen Sommercamp“ wurde dafür im Juli ein erster Schritt gesetzt. Sie waren selbst gemeinsam mit ÖVV-Legenden wie Steffi Schwaiger und Peter Gartmayer als Coach vor Ort. Schildern Sie uns bitte den Hintergedanken und Ihre Eindrücke.
Die Idee ist relativ einfach. Die CEV hat auf europäischer Ebene eine Verjüngung der ersten Nationalteambewerbe in der Halle eingeführt (2 Jahre, Anm.). Der ÖVV ist seit langem ein Verfechter der dualen Ausbildung von Hallen- und Beachvolleyball und will diesen Weg unbedingt forcieren. Beides zusammen ergab die Idee des „Dualen Sommercamp“ bei dem die jüngsten Jahrgänge (2003 und jünger) mit qualifizierten TrainerInnen Hallen- und Beachvolleyball trainieren. Bei der Premiere waren rund 45 Kids aus ganz Österreich dabei. Wir haben in Kleingruppen gearbeitet, sodass 13-14 SpielerInnen von je 3 Coaches betreut wurden. Während in der Halle das systematische Training in diesem jungen Alter normal ist, sieht es am Beach anders aus. Wir wollen den Kids beides näherbringen und sie bis zu dem Punkt dual begleiten, an dem sie entscheiden, auf welchen Bereich sie sich konzentrieren wollen. Ziel muss es sein, dass wir in jedem Jahrgang 50-60 Kinder betreuen, sie dadurch auch genau im Blick zu haben und damit den Unterbau quantitativ als auch qualitativ wesentlich verbreitern.

„Neu“ ist auch die Austrian Beach Volleyball Tour. Wie sind Sie mit dem ersten Jahr zufrieden?
Dass das Jahr 1 ein Übergangsjahr und vor allem organisatorisch eine große Herausforderung sein würde, war allen von Anfang an klar. Als ÖVV war es uns wichtig das Vertrauen der Veranstalter zurückzugewinnen und zu zeigen, dass wir sie in einigen wichtigen Punkten unterstützen wollen und können. Einige Tourstopps stehen noch bevor, dennoch gilt es schon jetzt DANKE zu sagen. Wir haben gemeinsam einen wichtigen ersten Schritt getan und schon viele Weichen für die Zukunft gestellt. Jetzt gilt es vor allem mehr Sponsorgelder zu lukrieren, damit die Tour sportlich und organisatorisch weiter verbessert werden kann. Die PRO Tour soll vor allem auch eine sportliche Bühne für die Nachwuchstalente sein. Sie müssen früher lernen sich in einem hochwertigen Bewerb zu beweisen.